Symbol der Stärke und Zuversicht

Dominika Pancewicz und Silvia Guber

1/15/20253 min read

Ein Lebenstraum wird wahr

Den Wal, aus Holz geschnitzt bekam ich vor etwa 10 Jahren als Geschenk von meinen 4 erwachsenen Kindern. Als Symbol für meine Kraft und meine lange Leidenschaft und Verehrung für diese seelenverwandten Geschöpfe. Die Vorgeschichte begann vor gut 25 Jahren, als ich etwa 40 Jahre alt wurde und eine Diagnose erhielt, die mich stark zum Nachdenken brachte und einige Veränderungen einher traten. Mit der Diagnose zerbrach auch meine Ehe und mir wurde stark bewusst, dass das Leben endlich ist. Diese Ungewissheit motivierte mich nach einer 3-monatigen Reha zum Aufbrechen nach Norwegen. Mit der Eisenbahn und trampend von Campingplatz zum nächsten Zeltplatz bereiste ich das schöne, wilde Land, vorbei an vielen Fjorden mit dem Ziel zum Nordkap zu gelangen. Denn dort könnte ich den Tieren begegnen, die mich schon seit meiner Kindheit faszinierten. Viele Jahre lebte ich auf Pellworm, umgeben von Natur und dem Meer. Schon früh entschied ich mich bewusst dafür, Vegetarierin zu werden, nachdem ich des Fischfangs und den grausamen Umständen überdrüssig wurde, wenn die Lebewesen des Meeres Qualen erleiden, indem Fische lebend aufgeschnitten oder Krebse ins kochende Wasser geschmissen werden. Auf meiner Reise begegnete ich vielen interessanten Menschen, auch Walfängern, die mir ihre Erfahrungen im Umgang mit Walen schilderten und Tipps bezüglich der Annäherung an diese Tiere gaben. Ich denke, dass mir meine generelle Offenheit und Freude im Umgang mit Menschen zunutze kam, um auch mit der ausländischen Sprachbarriere, indem wir mit Gestiken kommunizierten, weiter an mein Ziel zu kommen. Ich traf auch auf Walforscher von Greenpeace und ergriff die Chance mit ihnen zusammen aufs Meer rauszufahren. Viele Stunden durfte ich mit ihnen im Schlauchboot verbringen. Die Kälte und Nässe machten mir nichts aus, denn zu groß waren meine Motivation und die Sehnsucht einem Wal aus nächster Nähe zu begegnen, denn ich hörte ja, dass Wale neugierige und zutrauliche Tiere wären. Und ich hatte Glück, mein Wunsch wurde mir erfüllt. Unmittelbar vor meinen Augen tauchte ein Pottwal auf und ich durfte in seine Augen blicken. Ich kann nicht mehr sagen, wie lange dieser Anblick dauerte, denn ich vergaß alles um mich herum. Ich genoss diesen Anblick, spürte die Verbundenheit, so als wenn ich Einblick in seine Seele bekam. Es war ein magischer Moment, der mir Glück und gleichzeitig auch innere Ruhe schenkte. Auch konnte ich während dieser nahen Begegnung seine körperliche Beschaffenheit, seine Riefen erblicken, die auf Spuren seines alten Lebens hindeuteten. Völlig überwältigt, durfte ich noch ein weiteres Mal mit aufs Meer, aber es blieb bei der einen Begegnung.

Ich hatte diesen innigen Moment, den mir keiner nehmen kann. Auch bin ich sehr froh darüber, dass es in einer Zeit geschah, in der man kein Handy hatte und ich völlig achtsam in dieser Begegnung sein konnte.Aus diesem Erlebnis habe ich Kraft geschöpft, weiterhin um mein Leben zu kämpfen und Hindernisse als eine meisterliche Aufgabe zu betrachten. Ich sehe darin Parallelen zu dem Leben eines Wals, denn auch sein Leben ist gezeichnet durch Ungewissheit. Er ist vielen Gefahren ausgesetzt und dennoch durch seine Zutraulichkeit und Neugier, ein Tier, dem man Ausgeglichenheit nachsagt. Ich sage Ja zum Leben und in schwierigen Situationen denke ich an meinen Wal aus Norwegen und schöpfe Kraft, um weiterzumachen.

Aus Angst, dass diese Erinnerung mal schwindet, entstand der Wunsch nach einem Wal in greifbarer Gestalt. Auf einem Kunstmarkt bewunderte ich verschiedene Exponate, konnte mich aber nur schwer entscheiden und verwarf den Gedanken.

Zum Glück ließen meine Kinder nicht locker und überraschten mich mit diesem wunderschönen Pottwal aus Holz, den ich auf den Namen Karl getauft habe. Das ist das erste Geschenk, dass von all meinen vier Kindern zusammen stammte. Dies schätze ich sehr, da es sie in unterschiedliche Ecken von Deutschland verschlagen hat und die Kommunikation untereinander nicht immer einfach ist.

Es ist mir ein großer Wunsch, dass meine Kinder und auch meine 8 Enkelkinder meine Ansätze zum Tierschutz und meine Kraft und die positive Einstellung zum Leben verinnerlichen und stets weitergeben.

Silvia mit ihrer Enkelin Levia, Januar 2025

Dankbare Begegnung, Nassplatte, Januar 2025